Lieber Leser, lieber Leserin,
2020 war ein außergewöhnliches Jahr. Für viele war es außerordentlich schlecht, einschränkend, für manche(n) gar existenzbedrohend. Man kann daher zurecht zu dem Eindruck gelangen, dass es ein schlechtes Jahr war, natürlich stets mit der Hoffnung verbunden, dass das Jahr 2021 besser werde.
“Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird, aber so viel kann ich sagen: Es muss anders werden, wenn es gut werden soll.” – Georg Christoph Lichtenberg, 1796
Als Motivation für das kommende Jahr möchte ich Ihnen gerne mit auf den Weg geben, dass 2020 im Verkehrsbereich trotz aller Umstände nicht alles schlecht war. Manch einer spricht von 2020 gar als einem der verkehrspolitisch relativ erfolgreichsten Jahre seit langem. Es wurde auch viel geschafft und erreicht:
Es gibt ein wachsendes Bewusstsein für den Klimaschutz, 2020 hat mit der CO2-Bepreisung im Verkehr gar einen neuen Regulierungsrahmen eröffnet. Die StVO-Reform hat, trotz der auf die Verabschiedung folgenden politischen Verwerfungen um Fahrverbote, neue Regeln gebracht, welche die Verkehrssicherheit insbesondere für nicht-motorisierte Verkehrsteilnehmer:innen weiter erhöhen. Ein anderer Bußgeldrahmen könnte die Regeleinhaltung sicherlich verbessern, aber man kann ja nicht alles haben.
Popup-Bikelanes und andere Infrastrukturen haben einen wachsenden Experimentierwillen in Verwaltungen gezeigt, der hoffentlich über 2020 hinaus wirkt und weiter zunimmt. Auch andere Stellen haben Flexibilität bewiesen: die Öffnung der möglichen Schulanfangszeiten und sogar flexible Stundenlängen könnten dem öffentlichen Verkehr auch über die Coronapandemie hinaus nützen. Viele Unternehmen und Institutionen haben gemerkt, dass sich viele (Tages)reisen gut durch Videokonferenzen ersetzen lassen, gleiches gilt für Telearbeit aus den eigenen vier Wänden. 2020 zeigte uns, dass Verkehr nicht nur verlagert und verträglicher gestaltet, sondern auch vermieden werden kann.
Die Preise für Akkus haben 2020 erstmals die wichtige Preisgrenze von 100 US-Dollar je Kilowattstunde durchbrochen, 2010 kosteten Akkuzellen noch etwa 1.000 Euro / kWh. “Akkus sind auf dem besten Weg vom teuren technologischen Flaschenhals der Elektromobilität zur langweiligen, billigen Massenware.”
Und vielleicht nehmen wir aus dem Jahr 2020 die Bereitschaft mit, im Krankheitsfall auch zukünftig in Bus und Bahn Maske zu tragen und somit Rücksicht zu zeigen.
Verkehr ist ein komplexes System mit vielen Wirkungszusammenhängen. Wir müssen abwarten, was das Jahr 2020 für Auswirkungen auf das Jahr 2021 und die weitere Zukunft haben wird. Einiges wird bleiben, viel in den Ursprungszustand zurückschwingen und manches auch überkompensiert werden.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen guten Rutsch, einen erfolgreichen Start ins kommende Jahr und bleiben Sie gesund!
Im Folgenden finden Sie eine Auflistung der zehn meistgelesenen Artikel des Jahres 2020. Vielleicht ermöglichen Sie Ihnen einen weiteren Erkenntnisgewinn in diesem Jahr oder verkürzen Ihnen im Falle von Langeweile die Zeit zwischen den Jahren.
Platz 10: Gefahrene Geschwindigkeiten auf Autobahnen ohne Geschwindigkeitsbeschränkung
Wissenschaftler der Bergischen Universität Wuppertal haben mit anonymisierten Daten aus Navigationsgeräten und aus Flottensoftware (sog. Floating Car Data) die Geschwindigkeiten analysiert, mit denen im April 2017 Autobahnabschnitte ohne Geschwindigkeitsbegrenzung befahren wurden. Die Analyse soll helfen, die Auswirkungen eines generellen Tempolimits auf deutschen Autobahnen bestimmen zu können. (Zum Artikel)
Platz 9: Kopenhagen – Licht und Schatten der “Fahrradhauptstadt”
Kopenhagen gilt unter vielen (Rad-)Verkehrsplanern und Radfahrern als eine Stadt mit Vorreiterrolle und „Fahrrad-Paradies“. Immer wieder liest man von der Neueröffnung neuer Radwege, Brücken für Radfahrer und ähnlicher, für deutsche Verhältnisse nahezu paradiesisch klingender, Infrastruktur. Aber wie fühlt sich Kopenhagen für einen Radfahrer an, der sonst nur in deutschen Großstädten unterwegs und in Frankfurt am Main daheim ist? Ist in dort wirklich alles perfekt? Was genau machen die Dänen anders in der Verkehrsführung? (Zum Artikel)
Platz 8: [Kurz erklärt] Was ist der Modal Split und was sagt er aus?
Der Modal Split kann ein gutes Werkzeug sein, um die Zusammensetzung des Verkehrs zu beschreiben und Veränderungen über die Zeit zu erkennen. Gleichzeitig unterliegt er gewissen Einschränkungen, die für eine richtige Einordnung der Anteile der einzelnen Verkehrsmittel am Gesamtverkehr bekannt sein sollten. (Zum Artikel)
Platz 7: Autonomes Fahren – Chancen und Herausforderungen
Fahrerloses Fahrens im Sinne des Automatisierungsgrads Stufe 5 ermöglicht zahlreiche Chancen und muss gleichzeitig verschiedene Herausforderungen meistern. Dieser Gastartikel von Friedemann Kallmeyer bietet einen Überblick über die Chancen und Herausforderungen des autonomen Fahrens hinsichtlich der Themen Ethik, Gesellschaft, Infrastruktur, Ökonomie, Ökologie, Psychologie, Recht, Sicherheit, Technik und Verkehr. (Zum Artikel)
Platz 6: Erweiterungspotenzial der Berliner Bahnnetze – wo sind Neubaustrecken für U-Bahn, S-Bahn oder Tram sinnvoll?
Berlin wird oft als Beispiel für eine Stadt verwendet, in der man auch ohne ein Auto auskommt. Genauer betrachtet weist das Berliner Schienenverkehrsnetz an vielen Stellen Lücken auf, wodurch Umsteigezwänge erzeugt werden oder große Gebiete nur an das Busnetz angebunden sind. Es gibt aber viele Erweiterungsmöglichkeiten, welche die Effizienz und Attraktivität des Schienenverkehrs deutlich erhöhen könnten, aber jahrzehntelang aufgeschoben wurden oder gar nicht zur Diskussion standen. Dieser Artikel stellt sowohl alte als auch neue Ideen zur Netzerweiterung von S-Bahn, U-Bahn und Straßenbahn vor und vergleicht für 12 städtische Teilräume den Aufwand und die Wirkung verschiedener möglicher Linienführungen und Trassierungsvarianten miteinander. (Zum Artikel)
Platz 5: Welche Vor- und Nachteile hat ein kostenloser ÖPNV? Werden Autofahrer wirklich zur ÖPNV-Nutzung animiert?
Tallinn wagt es, Templin und Lübben haben es gewagt und Tübingen würde gerne: die Nutzung des Öffentlichen Personennahverkehrs kostenlos anbieten. Ziel ist es, den ÖPNV zu stärken und die Bevölkerung zur Nutzung von Bus und Bahn zu animieren. Autofahrer sollen vom Auto in die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen. Abgase, Lärm und Unfälle sollen verringert werden. Ich möchte in diesem Artikel kurz auf die Vor- und Nachteile, die Wirkungen und Effekte eines kostenlosen ÖPNV eingehen. (Zum Artikel)
Platz 4: Todeswahrscheinlichkeit bei Verkehrsunfällen mit Fußgängerbeteiligung in Abhängigkeit der Fahrzeuggeschwindigkeit
Die meisten Verkehrsunfälle mit schweren Folgen im Stadtverkehr sind solche, bei denen ein nicht-motorisierter Verkehrsteilnehmer von einem Kraftfahrzeug erfasst wurde. Da sich ein Fußgänger oder Radfahrer nicht durch passive Sicherheitseinrichtungen schützen kann, müssen Unfallfolgen durch andere Möglichkeiten reduziert werden. Ein wichtiger Parameter ist die Geschwindigkeit des Fahrzeugs, denn mit dem Anstieg der Geschwindigkeit geht ein Anstieg der Bewegungsenergie einher. (Zum Artikel)
Platz 3: Batterieelektrisch vs. Brennstoffzelle (H2) vs. Power-to-X im Straßenverkehr: Energieeffizienz, Wirkung auf das Energiesystem, Infrastruktur, Kosten und Ressourcen
Für den Einsatz erneuerbaren Stroms im Verkehrssektor stehen mehrere Technologien zur Verfügung: der direkt-elektrische Antrieb, der Brennstoffzellenantrieb und der Verbrennungsmotor in Kombination mit synthetischen flüssigen oder gasförmigen Kraftstoffen (PtL, PtG). Jede einzelne dieser Antriebsarten weist je nach Einsatzgebiet generelle wie spezifische Vor- und Nachteile auf. Diese erstrecken sich von der Nutzung und dem damit einhergehenden Komfortgrad insbesondere auf unterschiedliche Kosten, Energiebedarfe, Energieeffizienzniveaus, Infrastrukturanforderungen und Rohstoffbedarfe sowie Wirkungen auf das Energiesystem. Dieser Artikel stellt die spezifischen Vor- und Nachteile der einzelnen Technologiepfade vor und stellt sie gegenüber. (Zum Artikel)
Platz 2: [Kurz erklärt] Wie funktioniert ein Brennstoffzellenfahrzeug?
Die Brennstoffzelle erscheint auf den ersten Blick wie der ideale Fahrzeugantrieb: leise, sauber und unabhängig vom Erdöl. In einem Brennstoffzellenfahrzeug wandelt in den meisten Fällen eine Wasserstoff-Sauerstoff-Brennstoffzelle Sauerstoff und Wasserstoff in elektrische Energie mit Wärme und Wasser als Beiprodukte um. Die Funktionsweise einer Brennstoffzelle wird hier an dem Beispiel der Polymerelektrolytbrennstoffzelle (PEMFC) dargestellt. (Zum Artikel)
Platz 1: [Fakt der Woche] Die wahren Kosten eines Kilometers Autofahrt
Beim direkten Vergleich verschiedener Verkehrsmittel schneidet das Auto oftmals überdurchschnittlich gut ab. Dies hat vor allem etwas mit dem subjektiven Eindruck zu tun. Viele Autofahrer sind sich über die wahren Kosten ihres Automobils pro Kilometer nicht im Klaren. Viele Menschen assoziieren den Preis pro Liter Benzin / Diesel mit den Kosten eines Kilometer Autofahrt. Dies ist aber falsch. Hinzugerechnet müssen noch der kilometerabhängige Wertverlust, Instandhaltungsaufwand, Steuern, Versicherung, etc. (Zum Artikel)
Sollten Sie einen Wunsch für das Jahr 2021 haben, hinterlassen Sie mir bitte einen Kommentar im Kommentarbereich.